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Annotation: Missglückter Versuch einer Zusammenfassung allgemeinen Bildungsgutes Rezension: Bei pädagogischen Imperativen bin ich sehr vorsichtig, am liebsten ist mir klarerweise der aufklärerische von Kant (nach Horaz): "Sapere aude!" (Also: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!") Mit der Auffassung, Allgemeinbildung lege für junge Menschen den Boden zur Entfaltung einer eigenständischen Persönlichkeit, kann ich ebenso gut leben. Nun: "Das musst du wissen!" Das Inhaltsverzeichnis kennt Kulturwissenschaften (Geschichte Europas [sic!], Philosophie, Mythologie, Literatur, Medien, Musik, Kunst, Weltreligionen, Politik, Länderkunde) und Naturwissenschaften (Kosmologie, Die Erde, Das Wetter, Biologie, Chemie, Physik, Mathematik) sowie ein Register (S. 242 - 252). Nachdem die Diskussion "Eurozentrismus" sich somit erübrigt, bleibt eine kritische Durchsicht bezüglich Solidität der vorhandenen Bereiche vorzunehmen. Beim kursorischen Lesen (Ist das einem Herausgeber, Professor für "Alte Geschichte an der L.-M.-Universität München und Vater eines Sohnes", zuzumuten?) ist - trotz Immunisierungsstrategie im Vorwort (und angekündigter Vernetzung) - einiges auffällig: Der Imperativ des Titels wird noch durch den Text insofern verschärft, dass einzelne Lehrmeinungen als definitive, ja ultimative Erkenntnisse präsentiert werden, wobei vereinzelt gewisse Stereotypien nicht einmal in Frage gestellt werden (vgl. z. B. "Das alte Ägypten": Bau der Pyramiden, Sphinx). Dazu aber Errata u.ä. allein vom Überfliegen: Oper "Der Meistersinger von Nürnberg" (S. 39); "Holocaust" fehlt (S. 62f) - auch im Register; gleich zwei Mal (und systemlogisch ebenso im Register) "Paristik" statt Patristik (S. 78); auf S. 87 "Bemerkenswertes": "[...] Schopenhauers Hauptwerk [...] bereits zu Altpapier verarbeiten wollte."; S. 88: Freud als Philosoph - andere Tiefenpsychologen nicht einmal erwähnt: A. Adler, C. G. Jung etc. fehlen; S. 102: "Es gibt drei Grundformen der Literatur": fast ein Standardfehler aus Schülermund: "Die Verse der Gedichte (Zeilen) haben einen Reim. [...] Gedichte haben außerdem ein Versmaß."; S. 226: Randnotiz: "Welche Tiere leben in Asien?"; S. 229: Randnotiz: "Gibt es in Afrika Berge?"; S. 252f: bloß fossile Brennstoffe bekannt; S. 267: die Eisheiligen: 11. - 14.2.; S. 341: der elementare ASCII-Code fehlt; im Register sucht man vergeblich "Österreich". Schade! *ag* Franz Derdak |