Prinz William, Maximilian Minsky und ich

Rahlens, Holly-Jane, 2002
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Exemplare gesamt 1
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Medienart Buch
ISBN 978-3-499-21159-1
Verfasser Rahlens, Holly-Jane Wikipedia
Beteiligte Personen Thiesmayer, Ulrike Wikipedia
Systematik WEB - Importe aus Online-Katalogisierung
Schlagworte Pubertät, Liebe, Judentum
Verlag Rowohlt Taschenbuch Verl.
Ort Reinbek
Jahr 2002
Umfang 211 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache deutsch
Verfasserangabe Holly-Jane Rahlens
Annotation Rezension: Berlin. Hauptstadt der BRD. Auch Hauptstadt der Hunde: 19 200 Haufen Hundekot werden täglich von Spezialfahrzeugen der Stadtreinigung eingesammelt. Wer lesend durch die Straßen Berlins geht, tritt mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Kacke. Vor einem Hundehaufen sind alle gleich. Immerhin. Nelly Sue Edelmeister ist die Tochter von Lucy Bloom-Edelmeister und Bernhard Nikolaus Edelmeister. Die Mutter stammt aus New York ("Made in USA. Hundertprozent Chuzpe"), ist dynamisch, heftig und laut, Journalistin. Der Vater ist kein typisch Deutscher, als Klarinettist zumeist ohne Arbeit, als charmanter Strizzi mit immer noch großer Wirkung auf Frauen ehemann-mäßig unbrauchbar wie alle kleinen Jungs. Nelly pflegt regelmäßig die Schuhe abzutreten, wenn sie nach Hause kommt. Auf dem guten alten Perserteppich. Auch sonst ist sie eine ungeheuer ernsthafte Dreizehnjährige: "Ich war eine Katastrophe - mit Superhirn und null Appeal." Dass sie sich in Prinz William verliebt - wir schreiben das Jahr, in dem alle Welt um Diana trauert - und also in seine Nähe will, soll niemanden wundern. Als zukünftige Kosmologin fühlt sie sich vom fernen traurigen Stern angezogen. Als Tochter einer Jüdin soll sie nach dem Willen ihrer Mutter demnächst ihre Bat-Mizwa feiern. Von Maximilian Minsky, dem spätpubertären Sohn der Melissa Minsky, Expertin jüdischer Küche, alleinstehend und schön, will Nelly nicht Hebräisch lernen, sondern den richtigen Umgang mit dem Basketball und ihrem Körper. Ziel: London und Reife. Von Risa, polnischer Jüdin, Überlebender und trotzdem Berlinerin, lernt sie Jüdisches. Holly-Jane Rahlens, Berlinerin aus New York, hat in erster Linie ein unterhaltsames Mädchenbuch geschrieben: Eine freche ungestüme Heldin, lernfähig, ein heller Prinz, der mehr und mehr verblasst, ein dunkler, der Konturen kriegt. Viel Hirn, viel Herz, jede Menge Witz, auch tiefer Schmerz - das alles und ein Ende wie im Film aus Hollywood. Sie hat auch einen Familienroman geschrieben, in dem - ungewöhnlich deutlich dargestellt - gewöhnlich viel gestritten wird, für das böse Ende ist der bei weitem sympathischere Elternteil - männlich, deutsch und treulos - maßgeblich. Und sie führt zudem die Auseinandersetzung mit dem Judentum, mit den deutsch-jüdischen Beziehungen, in der Jugendliteratur neu: Unterschwellig aber nicht verstohlen, gegenwartsbezogen mit Geschichtsbewusstsein, screwball-mäßig komisch ohne zu witzeln, klug aber selten bemüht. In Yoram Kaniuks jüngstem Buch "Der letzte Berliner" endet die Beschreibung einer absurden Szene in der Deutschen Oper - in der niemand lacht - mit dem Satz: "Wen ihr gelernt habt, öffentlich über einen Juden zu lachen, komme ich wieder." Holly-Jane Rahlens erstes Jugendbuch, von Antje von Stemm übrigens - für dieses Genre nicht selbstverständlich - mit einem höchst angemessenen Cover versehen, ist möglicherweise ein Schritt in die richtige Richtung. Übrigens: In Berlin sind 108 864 Hunde gemeldet. Lesetipp *ag* Franz Lettner

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